Dieser Audiobeitrag wird von der Universität Erlangen-Nürnberg präsentiert.
Kinder wollt ihr ewig leben. Gerade ging es um Schädel einschlagen und jetzt geht es ums
ewige Leben. Meine Güte, das ist ein Unterschied. Kennen Sie oder wissen Sie woher der Spruch kommt?
Kinder wollt ihr ewig leben, genauer Racker wollt ihr ewig leben. Das hat Friedrich der große
1757 seinen aus der Schlacht fliehenden Soldaten zugerufen nach dem Motto wollt
ihr ewig leben? Komm, lasst mal euer Leben für Preußen gegen Österreich. Er hat die
Schlacht trotzdem verloren. Aber die Frage Kinder wollt ihr ewig leben? Wo habe ich
denn eigentlich hier einfach auf Enter drücken? Ist das richtig? Dann mache ich
einfach. Die Frage ist natürlich von enormer Bedeutung und mich wird einfach
mal interessieren, also wenn ich ewig leben jetzt nicht definiere als ein Leben
in Gottes Unendlichkeit, was Sie vielleicht von dem Theologen erwarten
würden, dass er das so sieht, sondern als Verlängerung des Jetztlebens. Wer würde
gerne ewig leben wollen? Jetzt sagen Sie alle sofort, ja ja, da gibt es die und diese und
jene Kondition. Ne, erst mal so generell. Wer würde gerne ewig leben? Hands up.
Wer möchte? Okay, das sind jetzt irgendwie noch nicht alle.
Zweite Frage. Können Sie sich vorstellen, ich habe mal eine andere Zahl, wer würde
denn gerne Pi mal Daumen, wenn das nicht irgendwie ab dem 20, ab dem 80. Lebensjahr
nur im Rollstuhl sitzt, sondern so Pi mal Daumen ganz gut läuft, 600 Jahre alt werden?
600 Jahre. Das ist jetzt auch nicht so ewig mehr. Ich habe sogar das Gefühl,
sie sind weniger als eben die. Also alle die ewig gesagt haben, die dürfen noch mal
aufzeigen, weil das eine schließt das andere ein. Okay, ich will nochmal. 400 Jahre.
Ein bisschen mehr, 200 Jahre. 150, 30, nein. Okay, 150, 100. Okay, das ist jetzt deutlich mehr.
Also es ist interessant. 100, ehrlich gesagt mein Tipp war gewesen, dass die allermeisten
bei 150 aufzeigen. War aber gar nicht so. Bei 100 haben wir ja vielleicht 120.
Nur nochmal um das dazwischen. 120. Ja, ist lustig. 120 ist auch sehr beliebt.
Also zwischen 100 und 120 wäre bei Ihnen die Grenze und Sie würden gar nicht
unbedingt sagen, ewig leben ist jetzt der Weisheit letzter Schluss. Nichts desto
trotz, guckt man in die Kulturgeschichte zurück, ist die Vorstellung unabhängig
von einem Transzendenten, also über die Welt hinausgehenden Jenseits, doch immer
auch vorhanden in der Kulturgeschichte, dass wir Menschen uns verjüngern könnten.
Das berühmte Jungbrunnenmotiv hier von Lukas Kranach, dem Hofmaler von
Luther gemalt, ist ein Motiv, das sich in vielen Religionen, in vielen Kulturen
findet und trotzdem haben die Leute meistenteils doch den Eindruck gehabt,
mit der Verlängerung hier im Diesseits haben wir es eigentlich nicht so sehr,
sondern es geht uns eigentlich vor allen Dingen um die Religion. Die Religion ist
etwas, was der Versuch ist, jetzt spreche ich nicht nur als Theologe, sondern
sozusagen religionswissenschaftlich, mit der Begrenztheit, mit der Endlichkeit des
Lebens zurechtzukommen und auf ein Jenseits zu setzen.
Im Professoren-Sprech würde man vielleicht sagen, es ist Transzendenz,
transzendente Kontingenzbewältigungshoffnung und das wird nun
beim Jungbrunnen und jetzt neuerdings auch durch alle möglichen Technologien, ich
komme gleich darauf zurück, verändert in eine immanente, also in der
Lebenswirklichkeit hier, im Diesseits aufgebaute Kontingenzbewältigungspragmatik.
Also man denkt sich alle möglichen Methoden aus, man arbeitet daran, Alter
wird eine Krankheit, wird als Krankheit verstanden, um das Leben zu verlängern.
Und in diesem Jahr gab es wieder neuere Forschungen, die uns vermeintlich
Hoffnung machen wollen, dass es zu einer, wie es dann heißt, extremen
Lebensverlängerung kommen kann. Und meine Frage als Ethiker, der geprägt ist
durch eine Kultur des Christentums, die im Hier und Jetzt von einer versöhnten
Endlichkeit ausgeht, ist, ist das sinnvoll oder ist das nicht sinnvoll?
Presenters
Zugänglich über
Offener Zugang
Dauer
00:24:05 Min
Aufnahmedatum
2019-10-19
Hochgeladen am
2019-11-22 09:23:26
Sprache
de-DE
Moderne Biotechnologien versprechen dauerhafte Jugend, eine deutlich verlängerte Lebensspanne – vielleicht gar ewiges Leben. Könnte es sein, dass die Vorstellung, den Tod zu besiegen, gar nicht so verrückt ist? Und: Wäre das überhaupt wünschenswert? Theologisch-Ethisches zu neuen Heilsversprechen aus der Perspektive des Vorsitzenden des Deutschen Ethikrates.