7 - Lebenszeit: »Kinder, wollt Ihr ewig leben?« [ID:12293]
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Dieser Audiobeitrag wird von der Universität Erlangen-Nürnberg präsentiert.

Kinder wollt ihr ewig leben. Gerade ging es um Schädel einschlagen und jetzt geht es ums

ewige Leben. Meine Güte, das ist ein Unterschied. Kennen Sie oder wissen Sie woher der Spruch kommt?

Kinder wollt ihr ewig leben, genauer Racker wollt ihr ewig leben. Das hat Friedrich der große

1757 seinen aus der Schlacht fliehenden Soldaten zugerufen nach dem Motto wollt

ihr ewig leben? Komm, lasst mal euer Leben für Preußen gegen Österreich. Er hat die

Schlacht trotzdem verloren. Aber die Frage Kinder wollt ihr ewig leben? Wo habe ich

denn eigentlich hier einfach auf Enter drücken? Ist das richtig? Dann mache ich

einfach. Die Frage ist natürlich von enormer Bedeutung und mich wird einfach

mal interessieren, also wenn ich ewig leben jetzt nicht definiere als ein Leben

in Gottes Unendlichkeit, was Sie vielleicht von dem Theologen erwarten

würden, dass er das so sieht, sondern als Verlängerung des Jetztlebens. Wer würde

gerne ewig leben wollen? Jetzt sagen Sie alle sofort, ja ja, da gibt es die und diese und

jene Kondition. Ne, erst mal so generell. Wer würde gerne ewig leben? Hands up.

Wer möchte? Okay, das sind jetzt irgendwie noch nicht alle.

Zweite Frage. Können Sie sich vorstellen, ich habe mal eine andere Zahl, wer würde

denn gerne Pi mal Daumen, wenn das nicht irgendwie ab dem 20, ab dem 80. Lebensjahr

nur im Rollstuhl sitzt, sondern so Pi mal Daumen ganz gut läuft, 600 Jahre alt werden?

600 Jahre. Das ist jetzt auch nicht so ewig mehr. Ich habe sogar das Gefühl,

sie sind weniger als eben die. Also alle die ewig gesagt haben, die dürfen noch mal

aufzeigen, weil das eine schließt das andere ein. Okay, ich will nochmal. 400 Jahre.

Ein bisschen mehr, 200 Jahre. 150, 30, nein. Okay, 150, 100. Okay, das ist jetzt deutlich mehr.

Also es ist interessant. 100, ehrlich gesagt mein Tipp war gewesen, dass die allermeisten

bei 150 aufzeigen. War aber gar nicht so. Bei 100 haben wir ja vielleicht 120.

Nur nochmal um das dazwischen. 120. Ja, ist lustig. 120 ist auch sehr beliebt.

Also zwischen 100 und 120 wäre bei Ihnen die Grenze und Sie würden gar nicht

unbedingt sagen, ewig leben ist jetzt der Weisheit letzter Schluss. Nichts desto

trotz, guckt man in die Kulturgeschichte zurück, ist die Vorstellung unabhängig

von einem Transzendenten, also über die Welt hinausgehenden Jenseits, doch immer

auch vorhanden in der Kulturgeschichte, dass wir Menschen uns verjüngern könnten.

Das berühmte Jungbrunnenmotiv hier von Lukas Kranach, dem Hofmaler von

Luther gemalt, ist ein Motiv, das sich in vielen Religionen, in vielen Kulturen

findet und trotzdem haben die Leute meistenteils doch den Eindruck gehabt,

mit der Verlängerung hier im Diesseits haben wir es eigentlich nicht so sehr,

sondern es geht uns eigentlich vor allen Dingen um die Religion. Die Religion ist

etwas, was der Versuch ist, jetzt spreche ich nicht nur als Theologe, sondern

sozusagen religionswissenschaftlich, mit der Begrenztheit, mit der Endlichkeit des

Lebens zurechtzukommen und auf ein Jenseits zu setzen.

Im Professoren-Sprech würde man vielleicht sagen, es ist Transzendenz,

transzendente Kontingenzbewältigungshoffnung und das wird nun

beim Jungbrunnen und jetzt neuerdings auch durch alle möglichen Technologien, ich

komme gleich darauf zurück, verändert in eine immanente, also in der

Lebenswirklichkeit hier, im Diesseits aufgebaute Kontingenzbewältigungspragmatik.

Also man denkt sich alle möglichen Methoden aus, man arbeitet daran, Alter

wird eine Krankheit, wird als Krankheit verstanden, um das Leben zu verlängern.

Und in diesem Jahr gab es wieder neuere Forschungen, die uns vermeintlich

Hoffnung machen wollen, dass es zu einer, wie es dann heißt, extremen

Lebensverlängerung kommen kann. Und meine Frage als Ethiker, der geprägt ist

durch eine Kultur des Christentums, die im Hier und Jetzt von einer versöhnten

Endlichkeit ausgeht, ist, ist das sinnvoll oder ist das nicht sinnvoll?

Zugänglich über

Offener Zugang

Dauer

00:24:05 Min

Aufnahmedatum

2019-10-19

Hochgeladen am

2019-11-22 09:23:26

Sprache

de-DE

Moderne Biotechnologien versprechen dauerhafte Jugend, eine deutlich verlängerte Lebensspanne – vielleicht gar ewiges Leben. Könnte es sein, dass die Vorstellung, den Tod zu besiegen, gar nicht so verrückt ist? Und: Wäre das überhaupt wünschenswert? Theologisch-Ethisches zu neuen Heilsversprechen aus der Perspektive des Vorsitzenden des Deutschen Ethikrates.  

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